Der Onlineshop als Rettungsanker in der Corona-Krise
In der Hoffnung ihre Sommer-Kollektion an die Frau bzw. an den Mann zu bringen oder zumindest den Laden am Laufen zu halten, setzen in der Corana-Krise stationäre Händler nun vermehrt auf Onlineshops. Bei vielen geht es um nicht weniger als die berufliche Existenz, sodass vielfach ein Umdenken hinsichtlich des Onlinehandels stattfindet. Dieser Wandel birgt Risiken, aber zugleich auch Chancen nachhaltig von der Krise zu profitieren.
Solidarität und Marketing
Aktuell überbieten sich Shop-Anbieter, SEO Agenturen und Hoster mit „Hilfspaketen“ für den in Folge der der Krise ins Hintertreffen geratenen stationären Handel. Im Radio beispielsweise ertönt ein Spot eines bekannten Massenhosters, in dem eine vertrauenserweckende Stimme betroffenen Ladenbetreibern einen Onlineshop für einen symbolischen Preis von einem Euro pro Monat verspricht. Versprechen wie dieses sind zum Teil auch ernst gemeint. Aber in erster Linie sind es Marketingkampagnen mit dem Ziel der Neukunden-Akquise. In der Regel sind diese „Hilfen“ zeitlich begrenzt. Was daraus folgt, ist ein Vertrag zu gänzlich anderen Konditionen. So werden sich, üblicherweise nach einem Jahr Laufzeit, viele Verträge als ein schlechter Deal herausstellen. Das Fatale daran: einen Hoster oder sogar das gesamte Shopsystem zu wechseln ist, je nach Umfang, mit Kosten im vierstelligen Bereich verbunden. Händler die jetzt einen Onlineshop in Eigenregie erstellen möchten, sind also gut beraten die Tarife und Leistungen der Anbieter und SEO Agenturen über die „Hilfsangebote“ hinaus zu vergleichen.
Abmahnungen aus dem Homeoffice
Eine weitere Stolperfalle und selbst von erfahrenen Onlineshop-Betreibern gefürchtetes Schreckgespenst sind Abmahnungen. Rund um den grundsätzlich sinnvollen Schutz der Verbraucher vor betrügerischen Onlineshops, hat sich insbesondere in Deutschland eine ganze Branche entwickelt. Mit zum Teil zweifelhaften Absichten überziehen Kanzleien seit Jahren die Branche mit Abmahnungen. In Folge der zahlreichen neuen Shops, werden wir in den kommenden Monaten eine deutliche Steigerung der Zahl der Abmahnungen erleben. Auch Mitbewerber nutzen das Mittel der Abmahnung, um im Wettbewerb ihre Interessen zu wahren. Selbst Kleinigkeiten können bereits Mahnkosten von mehreren Tausend Euro nach sich ziehen. BGB, HGB, AGB, TMG, PAngV, Urheberrechtsgesetz, Verbraucherkreditrecht, Gewerbeordnung, UWG, Strafgesetzbuch – um nur einige zu nennen. Für einen Nicht-Juristen schlicht nicht umsetzbar. Abhilfe bieten Unternehmen wie Trusted Shops oder der Hänlerbund. Neben dem Käuferschutz bieten diese Anbieter auch einen sogenannten Abmahnschutz für Shopbetreiber und informieren bei relevanten Gesetzesänderungen. Die AGB, insbesondere bei komplexeren Angeboten und Leistungen, lässt man ohnehin am Besten von einem Medienrechtler formulieren. Mustertexte und sogenannte Generatoren können ebenfalls hilfreich sein, setzten allerdings einiges an Kenntnis über die Funktion des Shopsystems voraus.
Das Gesetz des Stärkeren
Ist auch diese Hürde genommen, kann der Shop an den Start gehen. Doch in der Regel hat „das Netz“ nicht auf diesen Shop gewartet und der schnelle Erfolg bleibt aus. SEO Maßnahmen brauchen Zeit, kosten Geld und würden erst nach Monaten greifen. Und wenn man kein absolutes Nischenprodukt anbietet, droht man ohnehin gleich wieder unterzugehen hinsichtlich der schieren Masse und Größe der Mitbewerber.
Ein Weg aus diesem Dilemma ist zum einem das Schalten bezahlter Werbeanzeigen in Suchmaschinen, in erster Linie Google Ads, und auf Social Media Plattformen wie Facebook. Diese Form des Onlinemarketings ist einerseits sehr komplex und kostenintensiv, andererseits aber auch unschlagbar effektiv, um schnell qualifizierte Besucher in den Onlineshop zu holen. Eine weitere Möglichkeit, um Kunden online zu erreichen, ist die Verbindung des Shopsystems mit Verkaufsplattformen wie Amazon und Ebay. Allerdings ist man gerade bei solchen Portalen einem noch höheren Wettbewerb und Preisdruck ausgesetzt als das mit dem eigenem Shop ohnehin bereits der Fall ist.
Fazit
Der eigene Onlineshop kann helfen die Krise weitgehend unbeschadet zu überstehen oder sogar gestärkt daraus hervorzugehen. Denn langfristig gesehen bietet der Einstig in den Onlinehandel für stationäre Händler ein weiteres Standbein, um neue Kunden zu gewinnen und Abverkäufe zu steigern. Und als Vorteil gegenüber reinen Onlinehändlern lässt sich die bereits bestehende Infrastruktur in Form von Lagern doppelt nutzen.